Sheaffer 300 – Erfahrungsbericht (nach 2 Monaten)

Wie bereits berichtet, stieß ich ungeplant auf den Sheaffer 300. Ich wollte mir eigentlich nur einen Lamy ansehen, der im Internet ansprechend aussah. Als ich ihn in den Händen hielt, hatte ich ein Fliegengewicht in der Hand, etwa wie ein Pelikan M200. Nein, der war mir zu leicht, also gab ich ihn dem Verkäufer zurück und fragte, ob er auch schwerere Füller da habe. Also holte er einen Pelikan Pura hervor, den ich aber bereits kannte und von dessen Schreibeigenschaften nicht so ganz überzeugt war. Die Alternative war der Sheaffer 300, zu viel mehr kam es gar nicht. Wobei mich im Nachinein auch der Faber-Castell e-motion interssiert hätte.

Mein 300 ist komplett schwarz mit Chromverzierungen. Das Hauptgewicht kommt durch die Kappe, ohne sie wiegt der Füller gerade mal 17g, mit ihr stolze 41g. Der UVP liegt bei 69€, ich habe 66€ dafür bezahlt, im Internet bekommt man ihn auch für unter 60€.
Es gibt ihn auch mit Chromkappe, komplett in Chrom, in Schwarz-Gold und mit Acrylkorpus in rot-marmoriert oder blau-marmoriert, die Marmorierten auch mit Chromkappe.
Das glänzende Lackschwarz vermittelt einen edlen Eindruck, der Füller ist somit für den Alltag und elegantere Situationen gleichermaßen gut geeignet.
Der Korpus und die Kappe sind aus Metall, das Griffstück aus Kunststoff. Hier lassen sich die Nähte vom Spritzguss erkennen, stören aber nicht. Die Feder ist aus Stahl, es gibt auch F und B, sie sind aber schwieriger zu bekommen.
Die Kappe schließt leider nicht komplett, bei leichtem Ziehen entsteht ein Schlitz von ca. 0,5mm, ohne dass sie sich öffnet. Dies scheint beim 300 ein generelles Manko zu sein. Da aber keine Tinte austrocknet und ich in den zwei Monaten, die er mich jetzt täglich begleitet, keine Anschreibschwierigkeiten hatte, fällt das schreibtechnisch nicht auf. Die Steckkappe schließt mit einem weichen “klick”. Mit weich meine ich, dass sie nicht einfach einrastet, wie zum Beispiel beim Lamy safari oder Pelikan Epoch, sondern gefühlt über einen Hügel gleitet. Es fühlt sich schlichtweg “runder” an. Wird die Kappe hinten aufgesteckt, rastet sie auch dort ein und kann nicht herunterfallen, ein großer Pluspunkt für alle, die die Kappe aufstecken.
Der Clip ist federnd gelagert und trägt den sheaffer-typischen “White Dot”. Im Inneren der Kappe befindet sich eine kleine Schraube, mit der eingestellt werden kann, wie fest der Clip sitzt. Ich finde das äußerst praktisch, da je nach Einsatzzweck vielleicht ein eher lockerer oder fester Clip benötigt werden könnte.
Das Griffstück trägt inzwischen leider Flecken an den Auflagestellen. Meine Vermutung ist, dass Schweiß die Oberfläche angreift, da sie sich nicht weg wischen lassen. Ich werde dies beobachten und euch auch weiter auf dem Laufenden halten. Die Verkäuferin im Geschäft sagte mir, dass ich lieber noch etwas warten solle bis ich es reklamiere, da die Spuren noch nicht stark genug sind.

Sheaffer hat leider einen eigenen Patronenanschluss, so dass hier nur die eigene Marke passt. Es wird aber jeder Füller standardmäßig mit einem Konverter und zwei Patronen verkauft, so dass der Nutzung beliebiger Tinten aus dem Fass auch ohne Spritze nichts im Wege steht. Für den schnellen Wechsel mit der Patrone ist man allerdings auf die Sheaffer Skrip Tinte festgelegt.
Das Griffstück sitzt gut im Schaft, die Kombination Kunststoff auf Metall im Gewinde scheint auch auf Dauer keine Probleme zu bereiten. Soll der Füller zugedreht werden, ist manchmal der Konverter im Weg, unten im Schaft ist der Platz so schmal, dass man hier recht genau zielen oder probieren muss. Das kann manchmal nerven.
Das Gewinde braucht ganze 8 1/2 Umdrehungen, bis es offen oder zu ist, was ich persönlich unangenehmer finde als das Platzproblem im Schaft.

Ich war erst skeptisch, was die Form des Griffstückes angeht, da es zur Feder hin schmaler wird. Ich neige dazu, meine Schreibhand zu verkrampfen und hatte Sorge, dass mir das hier auch passiert.
Der Füller liegt aber ausgesprochen gut in der Hand, ich schreibe ohne die aufgesteckte Kappe, da er mir sonst zu hecklastig wird. Durch meine eher zierlichen Hände wird der Hebel hinten einfach zu lang. So habe ich das Ziel eines schweren Füller verfehlt, was aber durch andere Eigenschaften ausgeglichen wird.
Der Sheaffer hat einen sehr satten Tintenfluss, die eher trocken laufende Pelikan 4001 (in meinem Fall Brillant-Schwarz), fließt kräftig und gut durch die M-Feder meines Modells. Man kann ihn ein Weilchen offen liegen lassen, ohne dass es Anschreibprobleme gibt. Liegt er etwas länger offen herum, sind die Anschreibschwierigkeiten mit wenigen Strichen erledigt, was ihn ebenfalls sehr alltagstauglich, vor allem Nachdenker-tauglich, macht.
Ich muss aufpassen, dass das Papier nicht zu saugfähig ist, denn dann habe ich eine sehr breite, ausfransende Linie auf dem Papier, fast schon einen Balken. Auch auch weniger saugfähigem Papier schreibt der 300 äußerst gut, Clairefontaine habe ich allerdings noch nicht probiert.
Dieser satte Tintenfluss führt dazu, dass sein doch geringeres Gewicht ohne Kappe mir keine Schwierigkeiten bereitet, denn da die Tinte immer fleißig fließt, brauche ich nicht aufzudrücken, damit etwas kommt.

Alles in allem ein äußerst zuverlässige Füller mit kleinen, verschmerzbaren Mankos. Für den alltäglichen Einsatz perfekt geeignet, aber auch mal für elegantere Anlässe. Er eignet sich aufgrund seines Preises auch für jeden, der die 100€-Grenze nicht überschreiten möchte.

Comments

2 responses to “Sheaffer 300 – Erfahrungsbericht (nach 2 Monaten)”

  1. […] Sheaffer 300 – Erfahrungsbericht (nach 2 Monaten) Wie bereits berichtet, stieß ich ungeplant auf den Sheaffer 300. Ich wollte mir eigentlich nur einen […]

  2. Tintenpfote

    Ergänzung: Ich habe inzwischen auch einen Sheaffer 300 der Hand gehabt, der fest schließt. Es muss wohl nicht unbedingt sein, dass die Kappe etwas locker sitzt.

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