Asvine V126 – Budgetfüller für Vielschreiber

Ich möchte heute einen Füller vorstellen, der mich absolut positiv überrascht hat. Und zwar handelt es sich um ein chinesisches Modell von Asvine (sprich englisch wie “as wine”) mit der Bezeichnung V126. Das V steht für den Vakuumfüllmechanismus, 126 ist die kleinere Version, es gibt noch eine größere Version, den V200. 

Meine Motivation für den Kauf war, den Vakuumfüllmechanismus auszuprobieren. Ich kann mir vorstellen, dass dies ein guter Füller für Reisen ist, da die Tintenkapazität recht groß ist, der Füller mit EF Feder sparsam sein dürfte und so keine extra Tinte eingepackt werden muss. 

Ich habe, wie auf den Fotos zu sehen, zwei Exemplare, eins ist mattschwarz transparent mit mattschwarzen Zierelementen und schwarz glänzender Feder in EF, der andere ist petrol transparent mit goldenen Zierelementen und vergoldeter Feder, ebenfalls in EF.

Die matte Oberfläche des schwarzen Füllers fühlt sich toll an, ich kann mir aber vorstellen, dass sie sich relativ schnell abgreift und dadurch glänzender wird. Mich stört es nicht, es ist ein Gebrauchsgegenstand der für den Preis ein solides Schreibwerkzeug ist und nicht langfristig perfekt aussehen muss.

Für Flüge lässt sich der Tintentank verschließen, so dass auch bei Druckdifferenzen keine Tinte austreten kann. Wichtig ist, den Tank nicht sofort wieder zu öffnen, oder zumindest darauf zu achten, dass dies langsam geschieht und die Feder nach oben steht, wobei dann trotzdem noch die Tinte aus dem Tintenleiter austreten kann. 

Ein Vakuumfüller lässt sich recht einfach daran erkennen, dass im Inneren des Tintentanks eine Stange sichtbar ist, die durch einen Gummistopfen den Tintenleiter vom Tintentank trennt (=Ventil).

Ventil geschlossen

Für kurze Notizen reicht die Tinte im Tintenleiter vollkommen aus, für längeres Schreiben muss das Ventil geöffnet werden, damit Tinte nachfließen kann. Das lässt sich sehr einfach durch Aufdrehen des hinteren Knopfes erledigen. Dieser kann auch offen bleiben, für Transporte (auch außerhalb von Flugzeugen) verschließe ich ihn aber lieber. 

Ventil geöffnet

Die Optik des aufgedrehten Knopfes ist etwas gewöhnungsbedürftig, für mich überwiegt der praktische Nutzen der gesamten Mechanik, weshalb es mich nicht stört. 

aufgedrehter Endknopf

Zum Befüllen wird dieser Knopf vollständig aufgedreht und die Stange nach hinten herausgezogen, bis der Gummistopfen am hinteren Ende des Tintentanks angekommen ist.

teilweise herausgezogene Kolbenstange
Stange bis zum Ende herausgezogen

Nun wird die Feder in das Tintenglas getaucht und der Knopf mit der Stange zügig wieder nach vorne geschoben. Im Inneren entsteht ein Vakuum, das mit leichter Zeitverzögerung dann die Tinte einsaugt. 
Es ist auch möglich, den Stopfen vorher schon so weit nach vorne zu schicben, bis er kurz vor der Erweiterung des Tanks steht. Dann muss nur noch der Rest mit der Feder in der Tinte vorgeschoben werden, einfacher ist es aber, dies in einem Vorgang zu tun.

Wichtig ist, dass das Tintenfass nicht zu leer sein darf, randvoll ist aber auch nicht gut, da zuerst die Luft aus dem Tank herausgedrückt wird und das Fass sonst überläuft. 
Ich empfehle sehr, den Befüllvorgang erst mit einem nicht zu vollen Wasserglas zu üben, auch wenn danach erst das Wasser aus dem Füller wieder abgelassen werden muss.

Vakuumfüller haben den Ruf, dass sie schlecht zu reinigen sind. Asvine hat den V126 so konstruiert, dass er einfach zu zerlegen und daher auch sehr gut zu reinigen ist. Die Federeinheit kann aus dem Griffstück herausgeschraubt werden, dass Griffstück lässt sich aus aus dem Korpus herausdrehen und die Mechanik hinten lässt sich mit Hilfe eines Werkzeugs ebenfalls herausschrauben. Letzteres ist nicht unbedingt erforderlich und spart die Notwendigkeit eines Werkzeugs.
Bei Bedarf können Feder und Tintenleiter noch aus der Hülse herausgezogen und einzeln gespült werden.
Alle Gewinde sind mit einem abdichtenden O-Ring versehen, der hintere Teil sogar mit zwei, da hier das Vakuum entsteht. Trotzdem ist es zu empfehlen, diese Teile nach dem Zerlegen mit etwas Silikon zu schmieren, bevor alles wieder zusammengesetzt wird.

Die Teile lassen sich noch weiter zerlegen, zum Reinigen reicht dies aber völlig.

Wichtig: Im Internet gibt es Videos, bei denen die Kolbenstange über den Knopf hinten per Hand eingeschraubt werden soll und nur das letzte Stück mit dem Werkzeug. Bei meinem Füller saß der hintere Knopf dann fest, während die Stange noch nicht wieder vollständig festgedreht war. Es kostete etwas Mühe, das Dilemma wieder zu lösen. Daher empfehle ich, die Stange per Hand am Gewinde gefasst einzuschrauben und zuletzt mit dem Werkzeug zu arretieren, anstatt den Knopf hinten zu benutzen.

Der Füller nimmt mit einmal betanken etwa 1,4ml Tinte auf, mit etwas tricksen kann er bis zu 2,5ml Tinte aufnehmen, womit auch ein Vielschreiber lange auskommen kann.

Die EF-Federn schreiben sehr satt und nass, auch mit der nicht ganz so nass laufenden Edelstein Onyx von Pelikan. 
Die Federstärke steht weder auf der Feder, noch auf dem Füller, man muss sich also darauf verlassen, was in der Beschreibung des Produktes steht. 
Ich muss mich korrigieren, die Federstärke steht ganz groß in dem Kreis, für “EF” steht dort bloß ein “E”, ansonsten eben “F” oder “M”. Das war zu offensichtlich, um mir gleich aufzufallen.
Die Federn fallen für mein Empfinden breiter aus, ich würde die EF eher als F bezeichnen.
Japanische Füller schreiben sehr viel schmaler bei gleicher Bezeichnung, europäische Stahlfedern sind etwa vergleichbar denke ich.
Damit es auch mit einfacheren Papieren keine Probleme gibt, sind “trockenere” Tinten hier aus meiner Sicht die bessere Wahl.

Weitere Füller mit dem gleichen Füllmechanismus sind beispielsweise der TWSBI Vac, Nahvalur Original Plus, oder Pilot Custom 823. Es gibt natürlich noch mehr, aber dieses sind vermutlich die bekanntesten Modelle. 

Alles in allem, ist dies ein sehr gelungenes Schreibgerät mit mittlerer Größe und mittlerem bis etwas höherem Gewicht.
Für jemanden, der einen Füller für alle Gelegenheiten sucht, kann ich diesen sehr empfehlen, wenn es keiner mit Patrone/Konverter sein muss.
Preislich bewegt er sich knapp über einem Lamy Al-star (UVP) und ist daher auch für Personen mit knapperem Budget eine echte Überlegung wert.