Ich habe euch kürzlich an dieser Stelle den Franklin Christoph Bellus vorgestellt. Ein in meinen Augen schöner und praktischer Füller.
Nun denn, da ich täglich gut 1,5 Stunden auf der Straße im Auto verbringe, komme ich da ab und zu ins Grübeln und auch mal auf dumme Ideen. Ich gehöre zu einer Berufsgruppe, die man auch als “Spielkinder” bezeichnen könnte. Kaum hat man ihnen etwas in die Hand gegeben, haben sie es schon auseinander genommen, meistens ist es anschließend kaputt. Es werden die wildesten Kreationen entworfen und fleißig experimentiert. Ja, so sind wir.
Es war einmal ein Bellus. Er war braun, mit einer 1.1 Stub-Feder ausgestattet und leistete treue Dienste.
Eines Tages trug es sich zu, dass die Neugierde eines jener Berufsgruppe zugehörigen Spielkindes so groß wurde, dass dieser Bellus zum Experimentierobjekt wurde… (Nein, der Füller ist noch heile und brauchbar. ;-))
Na gut, jetzt Klartext. Wie ich bereits bei der Vorstellung des Bellus erwähnt, war eine fest steckende Patrone Grund dafür, dass die deutschen Füllerfreunde herausfanden, dass der Endknopf des Bellus abschraubbar ist. Der symmetrische Korpus brachte mich dabei auf eine Idee.
Ich grübelte (natürlich im Auto, wo sonst) darüber nach, wie ich mit meinem Alltagsfüller verfahren will. Der Bellus schreibt wunderbar, doch manchmal wäre eine feine Feder nicht schlecht, um mal eben etwas dazwischen zu quetschen.
Bei Filzstiften ist so etwas üblich, eine dünne und eine feine Spitze.
Ich denke mein Gedanke wird deutlich, ich brauchte einen Füller mit zwei verschiedenen Federbreiten. Und wer eignet sich da besser als ein Bellus? Gesagt getan, ich bekam freundlicherweise von P., einem Mitglied bei Penexchange, einen zweiten Bellus leihweise zur Verfügung gestellt. Als dieser Füller letztes Wochenende bei mir residierte, konnte es losgehen.
Das Beste: Es funktioniert! Ich nahm also den Schaft, die beiden Griffstücke mit Federeinheiten und schraubte sie jeweils in den Schaft hinein. Natürlich passt hier kein Konverter mehr hinein, so dass die kleinen Patronen zum Einsatz kommen müssen.
Beide Seiten schreiben, die Konstruktion ist vollkommen funktionstüchtig. Allerdings gibt es doch zwei Punkte, die meine Konstruktion etwas unhandlich machen.
1. Leider wird der Füller sehr lang und passt somit in kein normales Etui mehr hinein. Außerdem wird er recht hecklastig, da die Kappen so schwer sind. Vergleichbar mit dem Schreiben bei hinten aufgesteckter Kappe.
Der Bellus ist von der Länge etwa mit einem Pelikan M800 / Pelikan Ductus vergleichbar, das Kappengewicht könnte (jetzt grob aus der Erinnerung geschätzt, korrigiert mich bitte, wenn ich falsch liege) in die Kategorie Pelikan Ductus, Faber Castell e-Motion, vielleicht noch Sheaffer 300 fallen.
2. Der Platz ist Schaft ist kürzer, als im normalen Zustand, da der Platz im Inneren des Endknopfes wegfällt. Es passen also keine zwei Patronen vollständig hinein. Ich habe für den Test die zweite Patrone gekürzt. Sie ist, jeden µm ausgenutzt, trotzdem sehr kurz geraten. Ich habe sie unten mit einem Silikonstopfen verschlossen, der sich beim Hineindrehen weiter reinschiebt und die Patronenböden gegeneinander drückt. So kann ich sicher sein, dass die gekürzte Patrone auch dicht hält.
Man sieht hier im Vergleich mit der Standardpatrone, wir kurz die zweite Patrone sein muss. Sie würde sich dann nur für die feine Feder eignen, oder eine zweite Farbe, die nur zu Markierzwecken eingesetzt wird.
Es passt aber gerade so hinein. P., der nach dem ersten erfolgreichen Test schon ein Foto von mir bekommen hat, schlug noch vor eine Patrone für beiden Seiten einzusetzen. Das könnte aber in ziemlicher Sauerei enden, zumal das zweite Griffstück auf die bereits gefüllte im Schaft steckende Patrone aufgeschraubt werden müsste. Und dann müsste man fast schon auf nm genau zuschneiden und sehr sauber verschließen. 😉
Jetzt werden einige vielleicht fragen, ob man einen Eyedropper daraus machen könnte. Das ginge bestimmt, getestet habe ich es aber nicht. Praktischer wäre es allemal, großer Tintenvorrat, keine heikle Verbindungsstelle… Aber Eyedropper neigen ja dazu, bei leerer werdendem Tank auch mal etwas Tinte abzugeben.
Ernsthafte Frage: Auf welche Seite würdet ihr diesen Füller stellen, um keine tintespuckende Feder unten zu haben? Richtig, er könnte höchstens liegen. Aus diesem Grund habe ich es gar nicht erst ausprobiert, aber auch, um P. vor Herzinfarkten zu bewahren. 😉
Übrigens: Der zweite Schaft mit den beiden Endknöpfen lässt sich als Tintenreservior benutzen. Eine Patrone passt auf jeden Fall hinein. 😉
Fazit: In Theorie und Praxis funktionert es, und wer gerne mit schweren, etwas hecklastigen Füllern schreibt könnte hier durchaus Freude dran haben. Der kleine Tank der zweiten Feder würde mich nicht so sehr stören, aber dass der Füller von den Abmaßen jedes Etui sprengt (und auch hier einen Sonderbau bräuchte), finde ich etwas unpraktisch und habe es bei dem Experiment belassen.
Mich hat es sehr gereizt, zwei Federstärken und/oder Farben in einem Füller zu vereinen, aber ich bin doch ganz froh darüber, dass ich nicht extra für diesen Text einen zweiten Bellus gekauft habe.
Damit war die Neugierde erst einmal besiegt, übrig bleibt aber die Erinnerung an eine Menge Spaß beim Ausprobieren und Testen dieses Doppelfüllers. Und wer weiß, vielleicht wird er eines Tages noch erfunden? Von vorherein geplant, könnte es durchaus funktionieren.
Mein großer Dank geht an P., der mir den zweiten Bellus für dieses Experiment zur Verfügung gestellt hat. Er gehört zwar zu einer anderen Berufsgruppe, diese hat aber durchaus Schnittstellen zu den “Spielkindern”. Und ich bin mir sicher, dass jetzt jemand im stillen Kämmerlein etwas ausprobieren wird… 😉
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